Anbau Aquazoo [Gutachten]
Das Aquazoo Löbbecke Museum stellt eine in seiner Form deutschlandweit nach wie vor einzigartige Verbindung aus Zoo, Aquarium und Naturkundemuseum dar. Durch die im Rahmen der erfolgten Sanierung deutliche technische und optische Aufwertung der Anlagen und der Dauerausstellung konnte das Institut in den ersten beiden Jahren jeweils rund 500.000 Gäste willkommen heißen.
Warum also die Notwendigkeit einer Machbarkeitsstudie? Die zugrunde liegende Idee besteht einerseits in der nachhaltigen Manifestierung des Aquazoo Löbbecke Museum als meistbesuchtem Kulturinstitut in Düsseldorf, sowie als einem der größten lokalen und regionalen außerschulischen Lernorte. Andererseits ergeben sich nach wie vor aufgrund der allseits gegenwärtigen räumlichen Enge des Hauses bestimmte kurz-, mittel- wie längerfristige Bedarfe, deren Deckung die Sanierung ausgeklammert hat.
Das Institut muss sich zeitnah attraktivieren und nachfrageorientiert entwickeln dürfen, sonst werden die Besucherzahlen mittelfristig wieder auf das Niveau vor der Sanierung fallen. Allen Schritten in dieser Studie liegen daher Überlegungen zugrunde, merklichen und längerfristigen Mehrwert zu generieren, durch die Verknüpfung des Bestandsgebäudes mit einem Ergänzungsbau. Eine bislang fehlende, wahrnehmbare Fläche für aktuelle und ansprechende Sonderausstellungen kann geschaffen werden, indem man den Unterrichtstrakt der pädagogischen Abteilung im Ergänzungsbau realisiert. Ein Flächenzoo stabilisiert seine Besucherzahlen, indem er Außenanlagen sukzessive modernisiert. Der Aquazoo muss dies über die geschickte Bespielung einer neuen gr oßen Ausstellungsfläche erreichen, da ihm die Möglichkeiten einer attraktiven Erweiterung der Tierhaltung fehlen.
Durch die notwendige Verlagerung von Büroräumlichkeiten in den Anbau gelingt im Zuge der geänderten Besucherwegeführung eine ansprechende Übergangszone aus vergrößerter Mineralogie (aus Platzgründen konnten insbesondere die schönen Großstufen nie gezeigt werden), einzigartigem Fischaufzucht-Schaubereich sowie lichtdurchfluteter Brückenkonstruktion auf Höhe einer der Institutsteiche. Im Anbau können durch die bedarfsgerecht vergrößerten Seminarräume u.a. deutlich mehr Unterrichtseinheiten für Schulklassen angeboten werden, wodurch das Institut – und letztlich die Landeshauptstadt selbst – dem Bildungsauftrag noch besser nachkommt. Multifunktional gestaltet erlauben die neuen Räumlichkeiten darüber hinaus eine Steigerung der Vermietbarkeit im Rahmen von exklusiven und somit auch lukrativen Abendveranstaltungen. Zusammen mit gestiegenen Umsätzen eines spürbar vergrößerten Shops (inkl. kleiner Cafeteria) mit zielgruppenorientiertem Sortiment leistet das Institut seinen Beitrag zur Refinanzierung der Investitionen. Der Besucherflur in Richtung des neuen Ausgangs soll primär multimedial und interaktiv bespielt werden.
Eine Unterkellerung des Ergänzungsbaus und damit das Vorhalten entsprechender Räumlichkeiten ist dringend angeraten, um die höchst unbefriedigenden, aus der chronischen Enge im Magazin-, Bibliothek- und Archivbereich resultierenden Arbeitsbedingungen zu verbessern und somit auch Sorge dafür zu tragen, dass die signifikanten Sammlungsbestände nicht nur konservatorisch sondern auch wissenschaftlich adäquat betreut werden können.
Last not least darf nicht vergessen werden zu erwähnen, dass durch die Öffnung der Bereiche im Bestand sowie durch den Anbau deutlich mehr Toilettenanlagen zur Verfügung stehen als bisher, wo sich in Spitzenzeiten Tausende von Tagesgästen mit einer einzigen Toilettenanlage auf nicht hinnehmbare Weise konfrontiert sehen. Evolution, Biodiversität, Natur-/Arten-/Umweltschutz sind die Themen unseres Instituts, und gleichzeitig diejenigen, die auf der Bühne der Weltpolitik kontinuierlich in den Vordergrund rücken, weil sie für das Gemeinwohl zukünftiger Generationen immer entscheidender werden.
Das Aquazoo Löbbecke Museum hat und ist Zukunft, ist ein großes Aushängeschild der Landeshauptstadt und deshalb langfristig unterstützenswert.
Dr. Jochen Reiter
Direktor
im Juni 2019
Studie 2018/2019